Digitaler Reifegrad – Checken Sie das Digitalisierungspotenzial Ihres Unternehmens

Reifegradmodelle zur Digitalisierung

Wer einen Betrieb digitalisieren will, braucht eine Strategie. Um die entwickeln zu können, müssen Entscheider wissen, wo ihr Unternehmen in Sachen digitaler Transformation steht. Lernen Sie Modelle zur Ermittlung des digitalen Reifegrads kennen.

Die überwiegende Mehrheit der deutschen Unternehmen betrachtet digitale Geschäftsmodelle als zentralen, wenn nicht sogar entscheidenden Faktor für ihre Zukunft. Doch wie weit sind sie auf dem Weg zur Digitalisierung tatsächlich vorangekommen? Der digitale Reifegrad gibt darüber Aufschluss.

Was ist der digitale Reifegrad?

Der erste Schritt zur erfolgreichen Digitalisierung ihrer Organisation sollte immer eine Analyse ihres aktuellen digitalen Reifegrades sein. Dieser beschreibt nicht, welche IT-Systeme Unternehmen eingeführt haben, sondern wie weit sie bei ihrer digitalen Transformation bereits vorangeschritten sind, auf welche Stärken sie dabei setzen können und welche Schwächen sie berücksichtigen müssen. Modelle, die die digitale Reife – auf Englisch „digital maturity“ – messen, sind somit ein Werkzeug, mit dem Unternehmen, ihre Prozesse und Strukturen, ihre technische Ausstattung aber auch ihre Arbeits- und Führungskultur in einer ganzheitlichen Betrachtung daraufhin untersuchen können, wie förderlich diese für die Digitalisierung der Organisation sind. 

Digitalen Reifegradmodellen von renommierten Anbietern nutzen

Unternehmensberatungen, Forschungsinstitute, Verbände sowie die vom Bundeswirtschaftsministerium geförderten Mittelstand 4.0-Kompetenzzentren haben eine ganze Reihe von Modellen zur Messung des digitalen Reifegrads entwickelt. Zu den bekanntesten gehören jene der Unternehmensberatungen Deloitte und Boston Consulting Group, das „DRP Reifegradmodell“ des  Fraunhofer-Instituts Austria, die Modelle der Hochschule Sankt Gallen und der deutschen Akademie der Technikwissenschaften (acatech) sowie das vom Verband deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) und der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen gemeinsam entwickelte Tool „IMPUS – Industrie 4.0 Readiness“. 

Für jedes Unternehmen gibt es das passende Analyse-Tool

Die einzelnen Modelle unterscheiden sich darin, welche Dimensionen der Digitalisierung und welche Bereiche eines Unternehmens sie untersuchen. So betrachtet das besonders umfängliche Modell der Hochschule Sankt Gallen die neun Dimensionen „Kundenerlebnis“, „Produktinnovationen“, „Strategie“, „Organisation“, „Prozessdigitalisierung“, „Zusammenarbeit“, „IT-Betrieb und -Entwicklung“, „Kultur und Erfahrung“ sowie „Transformationsmanagement“. Andere Tools beschränken sich dagegen auf drei oder vier Aspekte. Einige Modelle wie das von VDMA und RWTH sind auf bestimmte Branchen wie den Maschinenbau zugeschnitten. Andere eignen sich für Unternehmen unabhängig davon, was diese herstellen oder anbieten.

Auch gewichten die einzelnen Modelle Antworten unterschiedlich und bilden das Ergebnis des Digitalisierungs-Checks anders ab. Während einige der Tools Schulnoten oder eine Einordnung des digitalen Reifegrades auf einer Skala vornehmen, ordnen andere Unternehmen je nach dem Stand ihrer digitalen Transformation in unterschiedliche „Leistungsgruppen“ ein. 

Am Anfang jeder Strategieentwicklung steht eine Messung des digitalen Reifegrades

Alle Modelle bestimmen jedoch den Entwicklungsstand, den Organisationen bei ihrer digitalen Transformation erreicht haben. Nur mit diesem Wissen können Verantwortliche eine Strategie für die weitere Digitalisierung des Betriebes entwickeln – also das Ziel ihrer unternehmerischen Reise festzulegen. Nur wer dieses kennt, kann auf Veränderungen so schnell reagieren, wie dies durch die Digitalisierung erforderlich wird. Denn durch sie entwickeln sich die Rahmenbedingungen für Unternehmen so dynamisch, dass das Tempo des Wandels für viele Unternehmen inzwischen die größte Herausforderung für seine eigene erfolgreiche Entwicklung ist.

Warum Unternehmen ihren eigenen Weg finden müssen

Mit welchen Maßnahmen ein Unternehmen am besten auf diese Disruption reagiert und wie seine Digitalisierungsstrategie aussehen muss, verrät ihm allerdings kein Modell zur Messung des digitalen Reifegrades. Den für die jeweilige Organisation optimalen Weg muss man selbst finden. 

Verantwortliche sollten dabei selbstbewusst mit den Ergebnissen einer Messung des digitalen Reifegrades ihres Unternehmens umgehen. Denn der Digitalisierungs-Check vergleicht ihre Firma meist mit einem aus den Ergebnissen anderer Reifegradmessungen gebildeten Durchschnittswert. Dies ist nicht in jedem Fall hilfreich. Denn es kann sein, dass das jeweilige Unternehmen sich entschieden hat, sich in Bereichen der Digitalisierung bewusst zurückzuhalten, in denen der Branchendurchschnitt besonders aktiv ist. Gründe, weshalb sich ein Unternehmen anders verhält als seine Wettbewerber, gibt es viele. Modelle zur Messung seiner digitalen Reife geben ihm dann allerdings nur noch bedingt Orientierung. 

Regelmäßiger Digitalisierungs-Check: Ein Muss für Organisationen

Dies gilt auch, wenn der Digitalisierungs-Check nur einmal durchgeführt wird. Denn die digitale Transformation eines Unternehmens ist ein nie endender Prozess. Selbst Organisationen, die ein hohes Maß an „digital maturity“ erreicht haben, zwingt die Digitalisierung dazu, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln. Deshalb sollten Verantwortliche die Messung der digitalen Reife ihrer Unternehmen regelmäßig wiederholen – falls erforderlich auch nur für einzelne Bereiche der Firma oder unterschiedliche Dimensionen ihrer Digitalisierung. Denn wie bei einer Reise, müssen auch bei der digitalen Transformation dem ersten Schritt viele weitere folgen.