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Flexible Arbeitszeitregelungen – was steckt dahinter?
Der klassische Acht-Stunden-Job wird immer seltener. Von Arbeitszeitkonten, über Gleitzeit bis hin zur Vertrauensarbeitszeit gibt es zahlreiche Varianten, um die Arbeitszeit der Mitarbeiter im Unternehmen zu regeln. Neben einigen langjährig erprobten Arbeitszeitmodellen gibt es heutzutage einige Alternativen, die für produktiveres Arbeiten und weniger Krankheitsfälle sorgen sollen. Gleichzeitig wollen Arbeitgeber mit modernen und flexiblen Arbeitszeitmodellen auch für Bewerber attraktiv werden. Denn: Seine Arbeitszeiten freier zu gestalten, ist vielen Arbeitnehmern heute ebenso wichtig wie die Vereinbarkeit von Beruf und Familie oder ein gerechter Lohn. Jedes Modell hat seine Vor- und Nachteile – für Arbeitnehmer ebenso wie für Vorgesetzte. Deshalb geben wir hier einen Überblick über einige der beliebtesten Arbeitszeitmodelle.
Gleitzeit: Früher kommen für früheren Feierabend
Das wohl bekannteste flexible Arbeitszeitmodell: Die Gleitzeit ermöglicht es Arbeitnehmern, in einem grob festgelegten Zeitfenster selbstständig zu entscheiden, wann sie anfangen zu arbeiten und wann sie abends nach Hause gehen. Wichtig ist nur, dass sie sich an die abgemachte Arbeitsstundenanzahl halten. Das heißt: Wer früher kommt, hat auch früher Feierabend, die Langschläfer, die ihren Tag gerne erst um 10 Uhr morgens starten, bleiben dementsprechend länger. Die Mitarbeiter müssen nicht mehr alle gleichzeitig am Arbeitsplatz erscheinen. Das ist vor allem für Beschäftigte, die von außerhalb mit dem Auto in die Großstadt pendeln und regelmäßig im Stau stehen oder für diejenigen, die Familienmitglieder betreuen, von großem Vorteil. In Unternehmen, die nach dem Gleitzeitprinzip arbeiten, gibt es in der Regel eine Kernarbeitszeit, in der alle Mitarbeiter anwesend sein müssen. Das kann zum Beispiel von 9:00 Uhr bis 15:00 sein. Die Gleitzeit wäre dann vormittags von 7:00 bis 9:00 und nachmittags von 15:00 bis 19:00. In vielen Bürojobs ist die Gleitzeit mittlerweile etabliert, in der Produktion ist sie seltener. Auch in anderen Branchen wie dem Einzelhandel ist die Gleitzeit nur sehr schwierig zu realisieren, da dort die Kundenerreichbarkeit innerhalb der Öffnungszeiten sichergestellt sein muss.
Arbeiten auf Vertrauensbasis
Unternehmen, die mit Vertrauensarbeitszeit arbeiten, verzichten sowohl auf die formale Zeiterfassung als auch auf die Anwesenheitskontrolle. Gearbeitet wird hier auf Vertrauensbasis. Die „Kontrolle“ der Mitarbeiter erfolgt hier anhand der Erfüllung ihrer Aufgaben und vereinbarten Ziele. Sie sind zudem freier in Sachen Arbeitsort – ob Homeoffice, unterwegs oder im Büro können die Arbeitsnehmer oft selbst entscheiden. Die vertraglich geregelte Arbeitszeit von meistens acht Stunden gilt dennoch auch bei diesem Arbeitszeitmodell. Da hier lediglich die Ergebnisse zählen, die der Arbeitnehmer am Ende eines festgelegten Zeitraums vorlegen kann, eignet sich die Vertrauensarbeitszeit besonders für Projektarbeiten und den Außendienst. Sie soll das unternehmerische Denken der Mitarbeiter fördern und das Verantwortungsbewusstsein steigern. Dadurch, dass sich die Beschäftigten ihr tägliches Arbeitspensum selbstständig einteilen, sollen Leerlaufzeiten sowie Überstunden vermieden werden.
Jobsharing: Zwei Mitarbeiter, eine Stelle
Das Jobsharing-Modell ist eine besondere Form der Teilzeitarbeit: Zwei Mitarbeiter, die jeweils in Teilzeit beschäftigt sind, teilen sich eine Vollzeitstelle. Innerhalb des gesetzlichen Rahmens können sie sich selbst organisieren und festlegen, wer von beiden wann und wie lange arbeitet. Dementsprechend erfordert dieses Modell eine gute Zusammenarbeit unter den Mitarbeitern, genauso wie ein vertrauensvolles Verhältnis zwischen ihnen und dem Vorgesetzten. Jobsharing ermöglicht es Teilzeitkräften, auch an großen Projekten beteiligt zu sein und viel Verantwortung zu übernehmen. Für Arbeitgeber ist das Modell eine gute Chance, die Mitarbeiter an das Unternehmen zu binden – aufgrund einer engen Zusammenarbeit im Team sowie erhöhter Flexibilität durch geteilte Verantwortung.
Arbeitszeitkonto: Das Sparbuch für Arbeitszeit
Streng genommen ist das Arbeitszeitkonto kein Arbeitszeitmodell, sondern vielmehr ein Steuerungselement des Arbeitgebers für flexible Arbeitszeiten, das zum Beispiel mit Gleitzeit kombiniert wird. Es funktioniert quasi wie ein Sparbuch: Arbeitnehmer zahlen zu viel geleistete Arbeitsstunden dort ein und können sie bei Bedarf wieder abbuchen, wenn sie weniger arbeiten, als vertraglich vereinbart. Für die Zeit auf dem Konto wird kein Lohn oder Überstundenzuschlag gezahlt. Allerdings ermöglicht es Arbeitnehmern, auf Auftragsschwankungen flexibel zu reagieren: Ist wenig los, können Mitarbeiter auf die gesparten Stunden zugreifen und zum Beispiel früher Feierabend machen. Auch private Angelegenheiten, wie etwa Behördengänge am Nachmittag, lassen sich mit Arbeitszeitkonten problemlos regeln. Eine besondere Form sind Langzeitarbeitskonten: Hier können Arbeitnehmer über mehrere Jahre Überstunden ansparen, um so für längere Zeit ins Sabbatical zu gehen oder sich durch die eingesparte Zeit schon früher in den Ruhestand zu verabschieden.
Die vielen verschiedenen Varianten der Arbeitszeitmodelle zeigen: Arbeitgeber in Deutschland haben in den letzten Jahren begonnen, umzudenken, um einerseits ihren Mitarbeiten entgegenzukommen und andererseits möglichst effizient zu arbeiten. Das wird künftig vermutlich noch mehr werden, denn nicht nur jüngere Arbeitnehmer wollen im Job immer flexibler sein, selbstständiger arbeiten und über ihre Zeit freier verfügen können, als es der klassische 9-bis-17-Uhr-Jobzulässt.